SCHULBAUTEN DER 1970er JAHRE IN VENETIEN

Mit: Pierluigi Bonotto, Pierpaolo Ricatti. Und Piero Gugliuzza (nur die Schule in Arzignano)
Mitarbeiter: Aldo De Poli (mit Ausnahme der Schule in Sarcedo)

 

Die fünf hier vorgestellten Schulgebäude wurden in den siebziger Jahren entworfen und gebaut: Diejenigen in Orgiano und Piovene wurden Ende der 1980er Jahre fertigestellt, das in Longare ist nur teilweise realisiert worden, diejenigen von Sarcedo und Piovene wurden nachträglich  stark verändert. Die Architektur jeder Schule bezieht sich auf den Entwurf einer nicht realisierten Piazza. Jedes Gebäude ist einzigartig in Bezug auf die Besonderheiten des Ortes und des Programms, teilt jedoch mit den anderen einige in dem Vicentiner Land besonders erprobte typologisch-kompositorische Motive: der ‘Eingangsportikus’ inmitten symmetrischer Flügel der palladianischen Villa und das  ‘dreischiffige Basilika’ wichtiger  Kirchen und öffentlicher Gebäude. 

 

MITTELSCHULE IN SARCEDO

Entwurf 1973   Realisierung  1975    Nachträgliche Umbauten


Das Stadtzentrum. Die Kleinstadt Sarcedo hat sich in den letzten Jahrzehnten in zwei Teilen getrennt: Auf dem Hügel das alte Dorf um einen Platz und die Kirche in palladianischen Manier herum; in der Ebene die neuzeitlichen zerstreuten Einfamilienhaussiedlungen. Die Verbindungsstraßen verlaufen auf Kämmen zwischen grünen kultivierten Talkesseln. In das unbebaute Gelände, das sich zwischen dem hochgelegen alte Dorf und das Schulgrundstück erstreckt, wird ein Stadtpark geplant: an seinem Rande,  auf dem Kamm des Hügels, sind ein langes Wohngebäude, eine Zypressenreihe und ein Fußgängerweg vorgesehen, welcher den Hofplatz der Schule mit dem Kirchplatz verbindet.


Die Schule. Zwei leicht versetzte Baukörper bilden einen Hof, der in Richtung Stadtzentrum offen und in Richtung der rückwärtigen Felder geschlossen ist. Die Säulenpaare, die den quer verbindenden Baukörper stützen, bilden ein urbanes „Tor“, das den Durchblick über den Park bis der Kirche eröffnet. Im größeren Baukörper befinden sich die Aula der Eingangshalle mit doppelter Raumhöhe, die Klassenzimmer und  die Verwaltungsräume; im kleineren Bau die Turnhalle und die zutreffenden Diensträume.

MITTELSCHULE IN Arzignano

Entwurf 1976  Realisierung 1979


Die Schule befindet sich auf einem rechteckigen Baugrundstück entlang einer Haupstraße, die zum nahen Stadtzentrum führt. Es ist ein kompaktes Gebäude, das in einem Quader enthalten ist  (60 m x 44 m, Höhe 10,50 m). Das Ordnungsprinzip der Innenräume sieht die einzigartigen Säle gemeinschaftlicher Nutzung innerhalb von zentralen aufeinander folgenden Baukörpern vor, während die sich wiederholenden Räume für  Klassenzimmer, Verwaltungs- und Nebenräume in den äußeren Baukörpern angeordnet sind. An der Straßenfront fünf Portale inmitten der Fassade verweisen auf den öffentlichen Charakter des Gebäudes, dahinter befinden sich die Eingangshalle und die darüber liegende Hörsaal. Die Einganhalle zeichnet sich durch zwei  Säulenreihen aus, die Hörsaal durch eine doppelte Raumhöhe und eine Loggia an der Außenwand. Eine Säulenreihe nah an die seitlichen Fensterfassaden charakterisiert das untere Stockwerk als Sockel. Der Hervorsprung der konstruktiven Elementen zeichnen die Fensterfassaden der Klassenräume in den oberen Stockwerke plastisch aus. Die über die ganze Höhe verlaufenden Öffnungen, die mit den quer verlaufenden Wegen in Einklang stehen, verweisen auf die Ordnung des Innenraums. Die Außenwände sind verputzt und elfenbeinfarbig angestrichen.

GRUNDSCHULE IN Longare

Entwurf 1976   Teilrealisierung  1979

Longare ist ein eine kleine Stadt, deren Häuser meist entlang der Strasse Riviera Berica angesiedelt sind. Das Schulgrundstück grenzt an ein längliches unbebautes Gelände, an dessen Rand wichtige öffentlichen Gebäude stehen: eine Kirche aus dem achtzehnten Jahrhundert im palladianischen Stil und das Rathaus im charakteristischen Stil des Novecento. Der Platz. Um ein ungeordnetes Miteinander von Bauten und offenen Räumen in einen Platz zu verwandeln, soll ein regelmässiger Ausschnitt des unbebauten Geländes gepflastert und mit neuen Gebäuden gesäumt werden: Vorgesehen sind eine Bibliothek gegenüber der Schule und zwei Geschäfts-/Wohngebäude, die auf das Rathaus blicken.

 

Die Schule. Das neue rechteckige Schulgebäude verläuft mit seiner Eingangsfront entlang einer schmaleren Seite des Platzes. Es präsentiert sich als eine Komposition von zwei Bautypen: einem Hofbau mit zwei Stockwerken, in dem sich der Eingang, die Klassenzimmer und Verwaltungsräume befinden und einem basilikalischen Baukomplex mit  einem zentralem hervorspringenden Körper für die Turnhalle und zwei an seinen Seiten angeordneten Baukörpern für Umkleide- und Lagerräume. Die geschlossenen und offenen Gemeinschaftsräume – das Atrium und die darüber liegende Aula, der Hof und die Turnhalle – befinden sich nacheinander im Mittelbereich. Sie bieten unabhängige Zugänge und Nutzungsmöglichkeiten für die breitere Öffentlickeit. Die zum Platz hin ausgerichteten Gebäudefront ist von zwei übereinander angeordnete Loggien inmitten einer fensterlosen Mauerwand gekennzeichnet.

GRUNDSCHULE IN Piovene

Entwurf 1978   Teilrealisierung 1980  Ergänzung 1989   Nachträgliche Umbauten

Die Schule befindet sich inmitten einer neuezeitlichen Einfamilienhaussiedlung von einer kleinen Stadt in Provinz von Vicenza. Das Schulgebäude ist als Teil eines städtebaulichen Projekts einer neuen Piazza konzipiert, die in seinen Längsseiten durch Arkadenbauten mit Wohnungen und Geschäften gesäumt wird. Die verschiedenen Baukörper der Schule, die an zwei orthogonal angeordneten Achsen liegen, erinnern vom Platz gesehen an eine Villa oder von den Seiten aus an einen basilikalen Baukomplex. Das Atrium und die darüber liegende Aula präsentieren sich als ein Vorbau mit Portikus; die Klassenzimmer und Verwaltungsräume sind in den zum Vorbau symmetrischen Flügeln untergebracht: in Baukörpern mit zwei Ebenen, deren Fassaden durch Fensterbänder durchbrochen sind. Turnhalle, Umkleideke- und  Lagerräume befinden sich in drei verschiedenen Baukörpern eines Ensembles, wobei die zentrale Aula der Turnhalle sich über den an seinen Seiten angeordneten niedrigeren Bauelementen erhebt.

MITTELSCHULE IN Orgiano

Entwurf 1979    Teilrealisierung 1980   Ergänzung 1989  

Orgiano ist ein Dorf im ländlichen Umfeld von Vicenza, am Fuße der südlichen Ausläufer der Colli Berici. Das Grundstück für die neue Schule befindet sich im Dorfzentrum, leicht zurückgesetzt von der Straße. Im seinen Blickfeld stehen eine Zinnenmauer und eine hohe Fassade mit Loggia, die zu einer Villa aus dem achtzehnten Jahrhundert gehören. Auf der anderen Straßenseite geht der Blick auf grüne Anbauflächen in Hanglage und Hügel. Die unterschiedlichen Baukörper der Schule sind um einen langen rechteckigen Hof angeordnet. Ein Vorbau mit Säulengang in der Mitte einer fensterlosen Wand prägt die schmalere, zur Straße hin ausgerichtete Frontseite als Eingangsbereich. Die kontinuierliche Abfolge gleicher Fenster an den Seitenfronten deutet die Anordnung sich wiederholender Räume für Klassenzimmer und Verwaltungsräume an. Die fensterlosen Grenzwände der Turnhalle, eines Raumes mit doppelter Höhe und Oberlichtbeleuchtung, bilden die rückwertige Seite in ganzer Länge und die beide Abschlüsse der Längswände. Eine Trennung von den Fensterfronten der Klassenzimmer erfolgt durch die raumhohen Öffnungen für Erschließungswege. Sämtliche Außenwände und -pfeiler sind verputzt und elfenbeinweiß angestrichen.